Justitias Töchter. Der Podcast zu feministischer Rechtspolitik

Justitias Töchter. Der Podcast zu feministischer Rechtspolitik

Paritätische Kinderbetreuung dank Wechselmodell?

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In der 28. Folge von „Justitias Töchter“ sprechen die Moderatorinnen und Juristinnen Selma Gather und Prof. Dr. Dana-Sophia Valentiner mit der Expertin für Familienrecht Dr. Anna Lena Göttsche über das Wechselmodell. Warum ist das Familienrecht ein feministisches Thema? Und inwiefern ist die Förderung des Wechselmodells, bei dem das Kind zu gleichen Teilen bei beiden Elternteilen lebt, aus feministischer Sicht kritisch zu beurteilen? Diese Folge wirft einen Blick auf die gelebte Realität der familiären Kinderbetreuung in Deutschland und auf die Stereotype, die dazu beitragen. Die Juristinnen diskutieren, ob und wie das Familienrecht dazu beitragen kann, verfestigte Rollenbilder aufzubrechen und wirklich zu paritätischer Kinderbetreuung beizutragen.

Shownotes

Link zum Koalitionsvertrag 2021 bis 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Bündnis 90/Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP)

Link zur Befragung: Institut für Demoskopie Allensbach: „Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Familienpolitik. Befragungen im Rahmen der demoskopischen Begleitforschung des BMFSFJ (2019)

Link zur Studien: 18. Shell-Jugendstudie: „Eine Generation meldet sich zu Wort“ (2019), S. 25

Link zur Stellungnahme: „Für gerechte Rahmenbedingungen des Wechselmodells: Forderungen des djb zur angemessenen Berücksichtigung paritätischer Betreuung im Unterhalts- und Sozialrecht“ vom 21.10.2020

Link zur Stellungnahme des djb zum Wechselmodell vom 11.02.2019

Link zur Pressemitteilung: „Wechselmodell: djb zu den Entscheidungen des Bundesgerichtshofs“ vom 28.02.2017

Feministische Fundstücke

• Prof. Miriam Beblo, Pauline Cremer, Dr. Julia Schneider: „Money Matters”, Comic Essay (2021): https://www.moneymatters.art/

• Teresa Bücker: „Alle_Zeit“, Sachbuch (erscheint am 19. Oktober 2022): https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/alle-zeit-9783550201721.html

• Für Einreichungen von feministischen Fundstücken: justitiastoechter@djb.de


Kommentare

by Ein Elternteil on
Die Einleitung der Moderation finde ich gut. Die Rahmenbedingungen des deutschen Familienrechts werden gut dargestellt. Die Positionierung von Frau Göttsche finde ich einseitig und kurzsichtig. Da wird argumentiert, dass wir nunmal eine traditionelle Rollenverteilung haben und die nach einer Trennung doch bitte nicht geändert werden soll. Das kann doch kein feministischer Ansatz sein! Wer die Praxis kennt, weiß, dass oftmals während und nach der Trennung die Betreuung von paritätisch auf traditionell verändert wird. Dies hat zu tun mit Konflikten, die oftmals in Trennungsphasen auftreten und mit dem deutschen Familienrecht, welches nunmal, wie Frau Göttsche richtig anmerkt, weitesgehend auf das Residenzmodell ausgelegt ist (gerade beim Unterhaltsrecht, aber auch bei angrenzenden Rechtsbereichen wie Melde-, Sozial, und Steuerrecht). Und dann den Vätern pauschal zu unterstellen, sie strebten eine paritätische Betreuung nur aus finanziellen Gründen an, kann man genausogut umdrehen. Denn es wäre, denke ich, genauso falsch, allen Müttern, die gegen eine paritätische Betreuung sind, zu unterstellen, sie strebten das nur aus finanziellen Gründen an, weil sie dann mehr Unterhalt erhalten. Vielleicht geht es oftmals darum, möglichst viel Zeit mit seinem Kind zu verbringen? Im Kern muss man sich fragen: will man die Rollenverteilung in Deutschland ändern? So wie in skandinavischen Ländern? Oder will man das Residenzmodell, die klassische Rollenverteilung, perpetuieren? Was ist feministisch daran, Mütter in die Armutsfalle des "Alleinerziehenden-Status" zu drängen? Denn die finanziellen "Vorteile" dieses Status sind doch äußerst kurzsichtig gedacht, weil mit der traditionellen Rollenverteilung eine Entwertung auf dem Arbeitsmarkt einhergeht. Finanzielle Nachteile für Frauen, die ja gerade aufgrund des traditionellen Rollenmodells entstehen, müssen vom Staat ausgeglichen werden und dürfen nicht als Argument gegen eine paritätische Betreuung missbraucht werden, nur um mehr Unterhalt vom anderen Elternteil zu bekommen (übrigens ist auch bei der paritätischen Betreuung der Leistungsfähigere weiterhin unterhaltspflichtig). Und welches Rollenverständnis steckt da eigentlich bei Frau Göttsche dahinter? Väter sind nunmal die Ernährer und Mütter die Erzieherinnen? Auch das Argument, dass das Wechselmodell teurer sei als das Residenzmodell, ist falsch. Wenn ein Kind im deutschen "Standardmodell" (jedes 2. Wochenende beim 'Besuchselternteil) betreut wird, muss beim "Besuchselternteil" auch ein Raum, ein Bett und Bekleidung vorhanden sein. Jedenfalls nicht viel weniger als beim Wechselmodell... Man fragt sich, woher diese "deutsche Angst" vor Equal Care her kommt. Finnland hat gerade erklärt, dass es Equal Care erreicht hat, warum geht das in Deutschland nicht, zumindest, wenn man einen feministischen Anspruch verfolgt? In vielen Bereichen sind wir in Deutschland schon weit gekommen, wenn ich an Kinderbetreuung, Ganztagsschule und Teilzeitjobs denke. Und die paritätische Betreuung ist zumindest in meinem privaten Umfeld der wirkliche Standard. Auch bei Trennungen. Allerdings nicht bei konflikthaften Trennungen, die vorm Familiengegricht landen. Gerade da, wo Kinder eher unter der Trennungssitution leiden, weil die Eltern sich streiten, kommt dann plötzlich der Staat um die Ecke mit einem sehr traditionellen Familienbild. Die Leittragenden sind dann die Kinder, die nicht nur erleben müssen, das plötzlich Mama und Papa nicht mehr im gleichen Haus leben sondern einer von beiden auch plötzlich kaum noch Kontakt zu ihnen hat.

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Über diesen Podcast

„Justitias Töchter. Der Podcast zu feministischer Rechtspolitik" ist eine Produktion des Deutschen Juristinnenbunds e.V. (djb). Selma Gather und Dana Valentiner sprechen einmal im Monat über feministische Themen im Recht und mit Frauen über Recht. Im Fokus stehen rechtspolitische Forderungen sowie aktuelle Entwicklungen in Rechtsprechung und Gesetzgebung zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Wir ordnen ein, erklären und analysieren: Ein Podcast für alle femistisch und rechtspolitisch Interessierten - ausdrücklich auch für Nicht-Jurist*innen!
Alle angesprochenen Stellungnahmen und Pressemitteilungen des djb sind hier abrufbar: https://www.djb.de/st-pm/

Redaktion, Moderation und Schnitt: Selma Gather, Dana Valentiner
Mastering: Oliver Raunjak
Musikalisches Intro: Inga Schuchmann

von und mit Deutscher Juristinnenbund e.V.

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